Das stetige Trommeln auf Dorphine’s Dach verhiess schon früh morgens nichts gutes und tatsächlich, es hatte sich richtig eingeregnet. Damit wurde aus unserem Hike durchs Naturschutzgebiet zwar nichts, aber der Platz war dennoch schön und ruhig für die Nacht gewesen.
Unser nächstes Ziel sollte nun doch das ehemalige Konzentrationslager, heute Mahnmal und Museum, in Auschwitz werden. Wir waren uns anfänglich gar nicht sicher, ob wir diesen Ort an dem so viel schreckliches passiert ist und den Menschen so viel Leid angetan wurde, überhaupt besuchen wollten. Und doch, letztendlich haben wir uns nach vielen Überlegungen dazu entschlossen, dass wir diesen Weg gehen möchten.
In einer Zeit in der es die AFD in den Bundestag geschafft hat und dort mit haarsträubenden Aussagen die Schrecken des Holocaust nicht nur herunterspielt sondern gar auf das Menschenunwürdigste versucht ins lächerliche zu ziehen, fanden wir es dann doch umso wichtiger sich damit auseinanderzusetzen. Daher haben wir gemeinschaftlich den Entschluss gefasst uns diesen traurigen Ort anzuschauen.
Schon auf der Fahrt dorthin war die Stimmung bei uns irgendwie bedrückender als sonst, und umso näher wir kamen, desto beklemmender wurde die Atmosphäre.
Um das „Lager Auschwitz“ etwas besser zu verstehen, noch eine kurze Erklärung, welches uns im Vorhinein auch nicht ganz klar war. Das Lager als solches teilte sich auf drei Gebiete auf, Auschwitz 1 wurde als Arbeitslager eingerichtet; Auschwitz 2 auch Auschwitz Birkenau genannt, das Vernichtungslager und Auschwitz 3, Monowitz, ebenfalls ein Arbeitslager.
Wir hatten jedenfalls vorab im www gelesen, dass man den Teil des Lagers in Auschwitz-Birkenau relativ unproblematisch und ohne größerer Wartezeiten besuchen könnte, und so steuerten wir diesen auch erst einmal an. Wir parkten Dorphine auf dem offiziellen Besucherparkplatz und machten uns die letzten Meter zu Fuß auf den Weg. Bereits auf dem kurzen Weg dorthin erblickt man zu aller erst Eisenbanhnschienen, welche durch den Rundbogen des Hauptgebäudes auf das Gelände führen. Hier fuhren damals die Deportationszüge mit ihren Waggons ein. Nur schon diese Szenerie hatte etwas sehr, beklemmendes, gespenstisches und unheimliches…

Dann vor dem Eingang stehend, wurden wir von der Security unterrichtet, dass wir nur Zugang bekämen, wenn wir uns vorab Tickets in Ausschwitz 1 besorgten, was ca, in 3km Entfernung liegt…da sind wir entweder einer Fehlinformation aufgelaufen oder sie haben etwas in ihren Abläufen geändert…also wieder zurück zu Dorphine und auf zu Auschwitz 1.
Und an diesem Standort erwartete uns bereits eine ganz andere Besucherdimension…Nach guten 1,5 Stunden Wartezeit waren wir endlich hinter den Sicherheitschecks und hätten eigentlich eine weitere halbe Stunde auf den Beginn der geführten Tour warten müssen. Denn was wir auch nicht wussten, dass man eigentlich nur mit Guide in Besuchergruppen über das Gelände geführt wird. Da wir Twiggy jedoch im Auto zurücklassen mussten, da Hunde nicht gestattet sind, war eine weitere 1,5 Stunden gehende Tour für uns leider keine Option. Und wir hatten Glück, denn eine verständnisvolle Mitarbeiterin erlaubte uns Ausnahmsweise das Gelände auf eigene Faust zu erkunden.

In Auschwitz, das mit Abstand größte Konzentrationslager der Nazis, wurden zwischen 1,1- 1,5 Millionen Menschen systematisch ermordet, darunter z.B. auch die im Nachhinein durch ihr Tagebuch bekannt geworden Anne Frank. Es gibt unzählige schockierende, unfassbare jedoch Teils auch inspirierende Einzelschicksale, die in der Gedenkstätte erzählt werden und so das Grauen noch realistischer erscheinen lassen.
Die ersten Häftlinge wurden bereits im Mai 1940 nach Ausschwitz 1 gebracht, und ab März 1942 fuhren die sogenannte Todeszüge nach Birkenau. Das gesamte Ausmaß des Grauens wurde jedoch erst am 27. Januar 1945 zum Ende des 1. Weltkrieges bekannt, als die Rote Armee das Lager erreichte und die im Verhältnis nur noch wenigen, übriggebliebene Häftlinge befreite.

In Ausschwitz 1 steht mitunter auch das bekannte Tor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht Frei“. Was neu war für uns, dass in diesem Schriftzug, welches Häftlinge anfertigen mussten, so etwas wie eine kleine Protestaktion versteckt wurde. Der Buchstabe „B“ wurde nämlich mit der kleinen Ausbuchtung nach unten angebracht und nicht wie in üblicher Schreibweise andersherum.

Das Arbeitslager als auch Vernichtungslager Birkenau ist voll von grausamsten Erzählungen und Erinnerungen. So wurden Häftlinge hier mitunter zu tausenden an der sogenannten Todesmauer erschossen und auch die medizinischen Abteilungen unter der Leitung von Joseph Mengele waren ein Ort des absoluten Horrors.

Letztendlich haben wir Auschwitz 1 als auch Birkenau besucht und waren immer wieder aufs neue über die hier verübten Gräueltaten, schockiert. Man könnte noch so viel mehr schreiben, das würde aber den Rahmen dieses Blogs sprengen, und so haben wir stattdessen aus beiden Lägern Eindrücke auf ein paar Fotos gesammelt, die wir hier gerne mit euch teilen möchten. Wie ihr euch sicherlich auch denken könnt, ist es schier unmöglich mit den Fotos auch nur ansatzweise die unglaubliche Größe beider Komplexe, als auch die beklemmende und bedrückende Stimmung, die einem an diesen Orten überkommt, wiederzugeben. Wir glauben, dass es tatsächlich hilft, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat, um zu verstehen wie erschreckend, verstörend diese Orte und die damit verbundene dunkelste Deutsche Geschichte, die vor gerade einmal 80 Jahren ihren Lauf nahm, tatsächlich sind.
Ein kleines, vielleicht auch etwas frustriertes, Feedback bezüglich der Organisation rund um die beiden Komplexe, dieser wie wir finden, so immens wichtigen Gedenkstätten in Ausschwitz. Wir empfanden es schlichtweg als nicht genügend und auch dem Ort nicht gerecht werdend. Leider wird man weder über etwaige Einlasszeiten noch über das Prozedere hingewiesen oder richtig informiert…hinterließ bei uns einen irgendwie halbherzigen Eindruck. Okay, bleiben wir fair, zumindest ein kleiner improvisierter Infostand war Vorort zu finden, der jedoch leider auch nicht wirklich weitergeholfen hat. Nicht nur wir mussten, an Sage und Schreibe vier unterschiedlichen Stationen, wirklich ziemlich lange Wartezeiten über uns ergehen lassen, um überhaupt erst einmal auf das Gelände zu gelangen. Und das frustrierte nicht nur uns, sondern auch weitere Tagesbesucher. Auch Nachfragen an das Personal, wie und wann es weitergeht, wurden nur halbherzig oder wie sich im Nachhinein herausstellte, falsch gegeben. Einfache Schilder oder Wegweiser sucht man zumeist vergebens, und obwohl unsere Jobs eigentlich meilenweit entfernt sind, haben wir tatsächlich ein paar Gedanken daran „verschwendet“, was man hier doch mit ein paar wenigen Ansätzen aus dem „Lean Management“ verbessern könnte. So nun aber genug des Rumgenödels, jetzt noch ein paar konstruktive Ansätze, damit ihr für euch zumindest einen möglichst reibungsfreien Besuch dort planen könnt 🙂
Also, zuerst einmal raten wir definitiv von ungeplanten Spontanbesuchen, so wie wir es gemacht haben, ab! Das Zauberwort heißt www 🙂 Unbedingt vorher online eine Tour (geht eh nur mit Tour, dauert alles in allem ca. 3 Stunden; beinhaltet Auschwitz 1 und Auschwitz-Birkenau) buchen und möglichst eine halbe Stunde vor Beginn für die Sicherheitschecks etc. dort eintreffen. Rucksäcke und Handtaschen größer als 30x30x20cm dürfen nicht mit reingenommen werden, können aber auch sonst vor Ort, in unmittelbarer Nähe des Einlassbereichs, weggeschlossen werden. Wenn man die Tickets dann vorab gebucht hat, direkt an der Schlange vorbei zum Einlass gehen! Erst dort ist dann ersichtlich, dass es einen separaten Einlassbereich für Inhaber eines Online Tickets gibt. Heißt, man muss sich nicht in der ellenlangen Schlange anstellen, so wie es tatsächlich leider viele mit gebuchten Tickets aus Unwissenheit gemacht hatten.
Zudem ist der Campingplatz am Institut für Gebet und Dialog der perfekte Ausgangspunkt zum Besuch für alle die mit dem Camper oder Zelt anreisen sollten. Es ist ein netter, entspannter und ruhiger Platz, von dem Ausschwitz 1 dann auch gleich nur einmal ums Eck, fussläufig erreichbar ist. Das tolle ist, man darf den Camper sogar bis 17 Uhr kostenfrei dort stehenlassen, damit man in aller Ruhe die Gedenkstätte besichtigen kann. So spart man sich die dann auch noch die 20zl Parkgebühr und kann gleich, am besten mit einer für den frühen Morgen gebuchten Tour, durchstarten 🙂
