Von Warschau aus nahmen wir Kurs auf die Masuren, eine faszinierende Seenlandschaft im Nordosten des Landes mit über 3000 Seen. Wir hatten im vornherein bereits schöne Stellplätze direkt an verschiedenen Seen herausgesucht, mussten dann jedoch vor Ort feststellen, dass es hier echt doch ganz schön voll war. Allem Anschein nach fahren die Polen in den Sommerferien auch gerne in die Masuren 😆 Keiner der von uns angefahrenen Plätze bot noch Platz für Dorphine und sowieso sind wir ja bekanntlich keine großen Fans von überfüllten Wildcampingspots. Nach einigem Suchen wurden wir dann schließlich doch noch fündig. Zwar nicht wie eigentlich angedacht an einem der Seen, dafür jedoch in einer herrlich skurrilen Szenerie, inmitten eines nicht mehr genutzten, bereits von der Natur vereinnahmten, Bolzplatzes! Toll, so einen Spot zur Übernachtung hatten wir bis dato auch noch nicht gehabt 😃

Am nächsten Tag stand mal wieder etwas geschichtliches auf dem Program, denn wir wollten den ehemaligen Bunkeranlagen der Nazis, der sogenannte Wolfsschanze, einen Besuch abstatten. Der Ein oder Andere wird jetzt bestimmt als erstes an den Film, „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“ mit Tom Cruise denken, und damit liegt man auch schon ziemlich richtig. Die Wolfsschanze ist jenes Versteck im Norden Polens, gut getarnt inmitten eines riesigen Waldgebiets, in dem sich Adolf Hitler von Mai bis November 1944 verkroch, und an welchem Claus Graf von Stauffenberg das leider missglückte Attentat auf ihn verübte.
Doch zunächst einmal zurück zu dem Areal der Wolfsschanze. Diese bestand aus mehreren, riesigen Bunkeranlagen mit sage und schreibe bis zu 6-8 Meter dicken Wänden und Decken aus Stahlbeton. Alleine diese Dimension einmal zu sehen, was tatsächlich möglich ist, da diese fetten Bunker dem Versuch der Sprengung ziemlich gut standgehalten haben, ist schon wirklich krass, und macht deutlich wie paranoid Hitler in den letzten Monaten des Krieges gewesen sein muss. Und von den über 80,000 (!) Mienen die das Gebiet zusätzlich sichern sollten, mal ganz zu schweigen.
Eine Reihe unglücklicher und unglaublicher Zufälle ist geschuldet, dass das tatsächlich hollywoodreife Attentat, welches Claus Graf von Stauffenberg gegen Mittag des 20. Juli 1944 verübte, Hitler nicht das Leben gekostet hat, dieser gar nur leichte Verletzungen davontrug. Die für diesen Tag geplante Lagebesprechung wurde unerwartet und kurzfristig eine halbe Stunde vorverlegt, da Mussolini am Nachmittag die Wolfsschanze besuchen sollte. Dadurch verlor Claus Graf von Stauffenberg wertvolle Zeit und es gelang ihm nicht mehr wie ursprünglich geplant, eine zweite Bombe vorzubereiten. Mit nur einer aktivierten Bombe in einer Aktentasche deponiert, traf er bei der Besprechung ein, platzierte die Aktentasche unter dem Tisch, so dass diese der Seite Hitlers zugewandt war und verlies dann unter einem Vorwand den Raum. Die Aktentasche störte jedoch Oberst Brand, der sie kurzerhand der von Hitlers abgewandten Seite, auf die andere Seite des massiven Tischbeines stellte. Als diese dann wenig später explodierte, beugte sich Adolf Hitler gerade über einen Kartensatz und so schützte die schwere Tischplatte ihn zusätzlich. Ein weiterer Grund warum das Attentat missglückte war den Umstand geschuldet, dass an diesem Juli Tag ziemlich warm gewesen ist. Aufgrund dessen wurden alle Fenster des Besprechungsraums sperrangelweit geöffnet und so konnte die Druckwelle viel besser entweichen. Unglaublich, oder?! Wie wir dort nachlesen konnten, entging Hitler viele Male während seiner Diktatur, teils mit viel Glück und Zufällen, Attentaten. Insgesamt an die 40 geplante oder ausgeübte zählte man, ein paar der spektakulärsten haben wir nochmal aufgeführt:
- 1938 verließ er den Raum kurz bevor sie von Georg Elsner platzierte Bombe explodierte.
- 1942 jagte die polnische Widerstandsbewegung den falschen Zug in die Luft, nachdem der Zug mit Hitler kurzfristig seine Fahrstrecke gewechselt hatte
- 1943 versagte der Zünder einer im Flugzeug deponierten Bombe.
Es war auch nicht der Zahn der Zeit der die Bunker der Wolfsschanze einfallen lies, denn diese hätte sich auch vermutlich auch vergeblich die Zähne an den Betonmonstern ausgebissen. Als das deutsche Nazi Regime schon lange nicht mehr an den Sieg glaubte und die Rote Armee immer näher vorrückte, versuchte dann die Wehrmacht im Januar 1945 die Gebäude zu sprengen… bei nur wenigen Gebäude gelang dieses auch, wie z.B. auch die Lagebaracke des Attentats, welche dem Erdboden gleichgemacht wurde, da diese keine so massiv gefestigte Bunkeranlage gewesen ist. Die richtigen Bunkeranlagen wurde eher nur mit mäßigen Erfolg gesprengt, spalteten z.T. nur auf oder knickten seitlich ab, wie man auf den folgenden Fotos sehen kann.

Nachdem wir das gesamte Areal, inkl. des Ausstellungsraumes in welchem versucht wurde das Attentat bestmöglich nachzustellen, ca. 2,5 Stunden besichtigt hatten, verließen wird die ehemalige Wolfsschanze wieder. Zudem fassten wir auch den Entschluss die tolle Landschaftsregion der Masuren erst einmal hinter uns zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn in Polen die Ferien und Urlaubszeit vorbei ist, erneut zu bereisen. Es war uns leider einfach zu gut besucht, und da wir ja auf unserem Heimweg eh noch einmal durch Polen fahren werden, haben wir gute Chancen es entspannter genießen zu können ☺️. So langsam verabschieden wir uns dann vorerst einmal von Polen und es heißt „Nächster Halt: Litauen“ 😃 Doch auf dem Weg in Richtung Litauen lag noch, bereits relativ grenznah, ein sogenanntes Eco Camp, welches sich laut den Bewertungen in der Park4Night App sehr vielversprechend anhörte. Das Eco Camp wird von dem sehr gut deutsch sprechenden 71 jährigen Biologen Namens Batek betrieben. Zu unserer großen Freude hielt das Camp definitiv auch das, was es versprach. Und so beschlossen wir recht schnell, hier wieder einmal zwei Nächte zu verbleiben. Besonders cool: Dorphine war nicht der einzige T3 😃 auf dem Platz.

Jacob und Patrizia aus München standen bereits direkt neben dem Spot in welchen wir uns stellten und schnell kamen wir, dank der Bullis, ins Gespräch. Und siehe da, die zwei machen ebenfalls ein 10 monatiges Sabbatical und hatten genau wie wir, die Abfahrt mitten in die Grenzschliessungen im März gelegt 😆 Abends am Lagerfeuer erzählte man sich dann noch mehr über das Reisen und so kamen weitere Parallelen zu Tage. Denn auch sie hatten Schweden nicht auf ihrer eigentlich geplanten Route gehabt, es dann jedoch auch erst einmal bereist. So cool sich auch einmal mit Gleichgesinnten zu treffen und über die Erfahrungen und Bulli‘s sich auszutauschen 😃

Nach einem etwas längeren und auch feucht-fröhlicherem Abend am besagtem Lagerfeuer, schliefen wir den nächsten Tag schön aus und ließen es ganz gemütlich angehen. Gegen Mittag brachen wir dann gemeinsam mit Jacob, Patrizia, Karl und Anni (ein junges Pärchen, welche abends mit am Lagerfeuer saßen) mit den Fahrrädern zu einem nahegelegenen Badesee auf. Und was für eine herrliche Abkühlung dann nach dem Ritt mit unseren Drahteseln über Stock und Stein bei doch ziemlich warmen Temperaturen…!
Hungrig vom Schwimmen und Radeln gingen wir danach bei einem naheliegenden Reiterhof essen. Wie bereits auch den Tag zuvor entschieden wir uns erneut für das polnische Nationalgericht, Pierogi… eine Portion mit Räucherfisch, die andere mit Pfifferlingen gefüllt…echt mmmhmega lecker diese kleinen gefüllten Teigtaschen 😋

Auch an unserem zweiten Abend wurde ein schönes Lagerfeuer gemacht, zu dem sich wieder ein schöner und bunt gewürfelter Haufen einiger Besucher des Camps gesellten, um den Abend noch gemütlich ausklingen zu lassen. Man darf völlig neidlos anerkennen, dass Batek über Jahre eine wirklich tolle Atmosphäre und Stimmung in seinem Eco Camp geschaffen hat!! Überhaupt ist der Platz mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet. Zudem stehen Boote als auch Sauna den Gäste auch zur freien Verfügung. In einem für jedermann frei zugänglichen Kühlschrank, war stets gekühltes Bier und selbstgefangener, geräucherter Fisch bereitgestellt, welches dann erst bei Abreise auf Vertrauensbasis abgerechnet wurde. Echt mal wieder ein mega cooles, lauschiges und nettes Fleckchen Erde mit tollen Menschen, an das wir hier geraten waren. Wir sind mal wieder sehr Dankbar für das Alles 🙏🏻