Da das verbliebene, saubere Geschirr so langsam knapp wurde, startete der Tag mit einer richtigen Wildcamping Geschirrspül-Aktion. Das ist alles nicht so einfach wie daheim, mit Geschirrspüler auf, Geschirr rein und Knopf drücken, ne, ne, ne. Zunächst machten sich Mario und Twiggy auf den Weg zum nächsten Brunnen, wo noch per Hand das Wasser aus der Tiefe hochgepumpt werden musste. Und da auch in Estland die Wasserqualität etwas zu wünschen übrig lässt, und es sich mit warmen Wasser sowieso viel besser abspült, haben wir das Spülwasser kurz aufgekocht. Dann konnte es endlich losgehen, mit Biologisch abbaubaren Spülmittel, versteht sich ja von selbst😉.

Nachdem dieses „To Do“ erledigt war, wollten wir etwas Bewegung haben und machten eine kleinen Spaziergagng entlang des Sees Peipsi Jürv. Nur wenige Meter von unserem Übernachtungsplatz im Wald entfernt erstreckte sich das kilometerlange Ufer mit tollstem Sandstrand entlang dieses riesigen Sees. Und wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen, man sei an der Ost- oder gar Nordsee, oder was meint ihr? Wir zumindest haben noch nie so einen Sandstrand, nebst dieser Begrünung, an einem See gesehen.
Im Anschluss dessen wollten wir das schöne Wetter dazu nutzen, weitere RMK Hiking Trails zu unternehmen. Der Ersten den wir uns aussuchten war auch gar nicht weit entfernt und lag ebenfalls am Ufer des Peipsi Jürv. Gesamt knappe 9 Kilometer ging es erst einmal durch einen Fichtenwald und dann entlang des Sandstrandes am See wieder zurück. An diesem Abschnitt betreibt RMK eine seiner größten Camping Site in Estland mit Sage und Schreibe 150 Plätze für Camper, alle mit Feuerstellen, Bänken etc., ausgestattet. Kommentare in der App sagen, dass der Platz in der Sommersaison auch tatsächlich voll war, was bei dieser tollen Lage auch nicht sonderlich verwundert. Jetzt bereits in der Nachsaison angekommen, standen jedoch nur zwei einsame Wohnmobile entlang des riesigen Gebietes.
Da wir in Estland mittlerweile nach dem Motto „nach dem Hike ist vor dem Hike“ leben, machten wir uns auch gleich wieder auf zum nächsten Trail. Dieser etwa 3km lange Rundgang sollte eine kleine Landzunge des Kaiu Sees umrunden. Hörte sich richtig gut an und auch hier wiesen Holzbohlen den Weg durch die zunächst schilfrige Landschaft. Die Überraschung kam kurz nach dem Betreten der Bretter, denn allem Anschein nach hatte der Boden das Regenwasser der letzten Tage oder Wochen nicht mehr aufnehmen können. Nach nur ein paar Metern entlang des Weges, sanken die Bretter ab und man stand mit den Füßen im kalten Nass. Nützet ja nichts, also Hose hochkrempeln und die 600m durch das Wasser, auf den teils doch ziemlich rutschigen Holzbohlen, warten. Definitiv mal ein etwas anderes Hike Erlebnis 🙃

Auf der anderen Seite angekommen, ging der Trail ähnlich abenteuerlich weiter. Über umgestürzte Bäume und Wurzelwerk kletternd, kamen wir langsam aber sicher voran. Mittlerweile fragten wir uns, ob diesen Trail in letzter Zeit überhaupt noch irgendjemand genutzt hatte? Sah zumindest nicht so aus und so naturnah und einsam waren wir zumindest bis jetzt auf noch keinem Hike gewesen. Und das Beste sollte für uns erst noch kommen…denn wir entdeckten krass viele Spuren von Bibern an Bäumen oder was davon noch übrig war. Wow, an was für dicken Dingern die sich teilweise zu schaffen machen, Respekt Herr Biber! Leider wurde uns eine Sichtung der Nager wieder verwehrt, aber auch so war dieser Hike in unseren Augen schon ein echt coole Sache.
Auf dem Rückweg über die versinkenden Holzbohlen begann dann das große Krabbeln. Bei Mario hatte sich etwas, im ersten Verdacht noch eine Spinne, vom Nacken unter Shirt gearbeitet, doch beim Versuch diese zu entfernen stellten wir fest, dass dieses Etwas eine ziemlich riesige Zecke war 😬 – Uuh ooh – So große Biester hatten wir in Deutschland definitiv noch nie gesehen, aber irgendwie auch kein Wunder, so wie wir zuvor durch die unberührte Natur geklettert und gekrochen sind. Am anderen Ufer wieder angekommen, nahmen wir einen sofortigen Zeckencheck vor…also erstmal runter mit dem Fummel… und siehe da, es kamen noch mehr von den Biestern zum Vorschein… uugh…die waren mal zornig! Die einzige die tatsächlich (vermutlich dank ihres alle 4 Wochen aufgetragenen Zeckenschutzes) verschont blieb, war Twiggy. Wobei wir glücklicherweise auch noch alle fanden, ehe sie sich in uns verbissen haben – uijuijui, das ging ja grad nochmal gut!

Zurück bei Dorphine machten wir uns auf den Weg in Richtung der Universitätsstadt Tartu. Und da es mittlerweile schon spät am Nachmittag war, fuhren wir die Stadt zwar noch an, wollten uns diese jedoch für den nächsten Tag aufheben. Wir fanden einen netten Parkplatz in einer Kehre liegend als Übernachtungsspot direkt am Fluss Emajögi gelegen, an welchem wir entspannt den Tag ausklingen ließen und das Treiben der Menschen noch etwas beobachteten ☺️
